Liebe Leserin, lieber Leser,
835 Schülerinnen und Schüler haben 2012 in München die Schule ohne Abschluss verlassen; das waren 8,34 Prozent oder jeder zwölfte Schulabgänger. Die Zahlen für 2013 dürften ähnlich ausfallen. Es sind Jugendliche, deren Eltern langzeitarbeitslos sind, Jugendliche auf Förderschulen und Jugendliche aus Familien mit niedrigem Bildungsniveau. Besonders drastisch ist die Situation bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund; in dieser Gruppe verlässt sogar jeder Fünfte die Schule ohne Abschluss.
Rettungsschirme für Kinder und Jugendliche


In diesem Newsletter können Sie sich über die Arbeit von vier unserer Förderprojekte informieren. Sie alle unterstützen Kinder und Jugendliche vorbildlich, ihre Schulnoten und damit ihre Zukunftschancen zu verbessern. Sie machen das nicht einfach durch Nachhilfe, sondern stärken auch – wie auf unserem Kongress Kinder.Stiften.Zukunft. München 2013 unisono gefordert – die Kinder und Jugendlichen in ihrem Selbstwertgefühl. Denn nur wenn sie sich als Teil unserer Gesellschaft fühlen, können sie erfolgreich Lebens- und Berufsperspektiven entwickeln.
Projekte wie diese sind nur möglich, weil Stiftungen und Unternehmen in sie investieren. Damit stehen sie immer wieder vor der Herausforderung: Wie überzeugen sie ihre Geldgeber von der Förderwürdigkeit ihrer Arbeit?
Erfolg messbar machen und Vernetzung intensivieren
Ähnliche Fragen stellen auch wir uns. Wie wählen wir Förderprojekte aus? Welchen Nachweis über den Erfolg der Maßnahmen fordern wir? Der Social Reporting Standard, der ebenfalls auf dem Kongress präsentiert wurde, ist ein Instrument der Wirkungsanalyse und des Reportings. Es wird immer häufiger angewendet und auch wir werden uns im nächsten Jahr intensiver mit ihm beschäftigen.
Neben einer Erfolgsmessung bleibt ein noch intensiverer Austausch zwischen der Stadt, den Stiftungen und den Projekten unverzichtbar, um die Zukunftschancen von sozial schwachen Kindern und Jugendlichen weiter zu verbessern. Vernetzung ist und bleibt damit eines unserer größten Anliegen, dem wir uns weiter intensiv widmen.
Herzliche Grüße
Christa Castringius & Frank Enzmann
Projekte der Castringius Stiftung
Freizeitstätte Prisma Haidhausen
Die Besucherinnen und Besucher sind zwischen zwölf und 18 Jahre alt, kommen aus dem Viertel, besuchen überwiegend die Mittelschule und leben meist in sozial schwierigen Verhältnissen und/oder haben einen Migrationshintergrund. Für viele von ihnen ist das Prisma (fast) ein zweites Zuhause und die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter dort gehören zu ihren wichtigsten Bezugspersonen.
Je näher der Schulabschluss rückt, desto stärker beschäftigen sich die Jugendlichen mit ihren Berufswünschen und damit, wie man eine Bewerbung schreibt. Denn allen ist klar, dass mit dem Übergang von der Schule in den Beruf eine wichtige Weichenstellung für ihr künftiges Leben ansteht. Wer den Einstieg nicht schafft, für den wird es schwer.
"Ich will einen Ausbildungsplatz!"
Der Blick auf die Noten wird kritischer und der Blick in die Zukunft verliert dann leicht an Zuversicht, alle wissen: Für einen guten Ausbildungsplatz müssen sie etliche Hürden erfolgreich meistern. Das Zeugnis muss möglichst gut, Bewerbungsschreiben und Lebenslauf korrekt formuliert sein. Doch das letztendlich entscheidende Auswahlkriterium ist das Vorstellungsgespräch. Nur wenn es gut verläuft und sie dort von sich überzeugen können, rückt ein Ausbildungsvertrag in greifbare Nähe. Genauso wichtig ist es, vorher herauszufinden, welche Berufe infrage kommen, was einem liegt und wofür man die notwendige Eignung besitzt, um sich gezielt darauf zu bewerben. Und nicht immer ist das der eigentliche Traumberuf.
Die richtigen Weichen stellen
Das pädagogische Team macht "seinen Jugendlichen" ein konkretes und verlässliches Angebot für den Übergang Schule – Beruf. In der Zeit von Januar bis Juni gibt es für sie jeweils zwei Stunden individuelle und umfassende Unterstützung. Es geht los mit Hilfen bei der Berufsfindung, Schreiben von Bewerbungen und Bewerbungstrainings. Die Jugendlichen lernen aber auch, ihren Lernprozess selbstverantwortlich zu gestalten. Absprachen mit den Lehrern, Schulsozialarbeitern und Eltern sichern zusätzlich die ganzheitliche Unterstützung der Jugendlichen.

Coaching für werdende Berufseinsteiger: Prisma.
Für den einen oder die andere entwickeln sich in diesen Gesprächen ganz neue Perspektiven, etwa der Besuch einer weiterführenden Schule, der vorher gar nicht in Erwägung gezogen wurde. Oder sie entschließen sich, im Anschluss an die Schule erst ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Jahr beim Bundesfreiwilligendienst zu absolvieren. So sammeln sie erste Arbeitserfahrungen und können ein Arbeitsfeld besser kennen lernen.
Das Angebot ist eingebunden in das Gesamtkonzept der Einrichtung. Die Jugendlichen und Betreuer bleiben auch über die Bewerbungsphase hinaus in Kontakt und so lassen sich auch etwaige Probleme am Ausbildungsplatz gemeinsam angehen.
Wir förderten das Projekt von Januar bis Juni 2014 mit 2.500 Euro.
brotZeit – Schulfrühstück für alle
Wenn Kinder morgens wach werden, ist ihr Energiespeicher leer. Wird er vor der Schule nicht aufgefüllt, fällt es ihnen schwer, dem Unterricht zu folgen und mitzuarbeiten. Dennoch verlässt aus den unterschiedlichsten Gründen jedes dritte Kind mit leerem Magen sein Zuhause und sitzt deshalb hungrig im Unterricht. Die Folge: schlechte schulische Leistungen und aggressives Verhalten.

Uschi Glas zu Besuch bei ihrem Projekt "brotZeit".
brotZeit e.V. hilft hier ganz praktisch und in Zusammenarbeit mit Brennpunkt-Schulen: Eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn lädt der Verein zum brotZeit-Frühstück: ein kostenloses und ausgewogenes Buffet mit Milch, Müsli, Obst, Brot, Wurst, Käse und Marmelade, an dem sich die Kinder selbst bedienen. Anschließend essen sie gemeinsam an großen Tischen. Die Organisation vor Ort übernehmen "aktive Senioren"; sie achten auch darauf, dass die Kinder nur Deutsch miteinander sprechen. So können sich alle miteinander unterhalten und gleichzeitig ihre Sprachkenntnisse verbessern.
Brot und Zeit geben
Doch brotZeit stillt nicht nur den Hunger der Kinder. An vielen Schulen helfen die Senioren den Schülerinnen und Schülern bei den Hausgaben, geben ihnen, in Absprache mit den Lehrern, Nachhilfe oder machen Angebote zur Freizeitgestaltung.
Fit für den Tag und für die Zukunft
Evaluationen und die persönlichen Erfahrungen aller Beteiligten zeigen: Das Sozial- und Arbeitsverhalten sowie die Zensuren der "Frühstücks-Kinder" werden deutlich besser und sie übernehmen mehr Verantwortung. Langfristig ist das gemeinsame Schulfrühstück eine nachhaltige und erfolgreiche Investition in die Integration und die Zukunftschancen der Kinder.
Die Castringius Stiftung fördert das Schulfrühstück an zwei Münchner Schulen mit 9.000 Euro.
Projekte der Castringius Stiftung und Ausblick auf 2014
Taktvoll lernen, Freimann

taktvoll-Aufführung beim Sommerfest in der Freizeitstätte LOK Freimann.
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Wenn ein Kind Musizieren lernt, lernt es auch, sich zu konzentrieren und sein Arbeits- und Lernverhalten zu strukturieren; es trainiert sein Kurzzeitgedächtnis und seine Ausdauer; es fördert seine sozialen Kompetenzen und vieles mehr. All das geschieht quasi nebenbei und ist den Kindern gar nicht bewusst, für die es einfach um Freude an der Musik und am Musizieren geht.
Bei "taktvoll lernen" kommen Kinder aus sozial benachteiligten Familien das erste Mal mit Musik und Musikinstrumenten in Berührung. Viele von ihnen tun sich schwer, in der Schule den Anschluss zu halten, sich in die Klassen- und Schulgemeinschaft einzufügen. Zusätzlich schaffen ungenügende Deutschkenntnisse eine Sprachbarriere, die mit Musik umgangen werden kann.
Einmal wöchentlich erhalten die Kinder eine halbe Stunde Einzelunterricht oder lernen in einer Zweiergruppe; zur Wahl stehen Gitarre, Mandoline, Bass und Percussion-Instrumente. Sie dürfen sich auch Musikstücke wünschen, die dann gemeinsam erarbeitet werden. Am Ende des Schuljahres steht eine gemeinsame Aufführung beim Sommerfest in der Freizeitstätte LOK Freimann in der Bandformation "Rupert und die Heizer" – und dieser Auftritt ist ein großer Ansporn zum Üben.
Musizieren mit Folgen
Die meisten Schülerinnen und Schüler "bleiben dran" und machen rasch Fortschritte, die auch außerhalb des unmittelbaren Musizierens deutlich werden: Die Kinder sind entspannter, konzentrierter, lernen insgesamt besser. Ihre Lehrer an der Grundschule berichten von besserem Sozial- und Lernverhalten.
"taktvoll lernen" ist ein Projekt auf Grundlage eines Gesamtkonzeptes der beiden Einrichtungen LOK-Lernwerkstatt des Kinderschutz e.V. und LOK Freimann des Kreisjugendrings München Stadt in München-Freimann. Die Castringius Stiftung fördert "taktvoll lernen" im Schuljahr 2013/2014 mit 4.600 Euro.
www.lok-freimann.de
www.kinderschutz.de
Neues aus der Stiftung:
Der Social Reporting Standard
Erfolgreiche Arbeit wirkungsvoll dokumentieren

Ellinor Dienst von der SEA-Akademie, bei der Vorstellung des Social Reporting Standards (SRS)
Wer Fördermittel bekommt, ist es gewohnt, Leistungsnachweise zu verfassen. Doch ihre Aussagekraft beschränkt sich meist darauf aufzuzeigen, wie die eingesetzten Gelder formal verwendet wurden. Die Wirkung der Maßnahme bleibt meist im Ungenauen.
Fragen wie "Ist gut gemeint auch gut gemacht?" oder "Wirkt die Maßnahme wirklich?" bleiben unbeantwortet. Der Grund dafür ist oftmals nicht, dass die Förderprojekte diese Frage nicht beantworten wollen, sondern dass es an Erfahrungen und Instrumenten fehlt, die Wirkung zu messen und zu bewerten. Der Social Reporting Standard (SRS) erleichtert sozialen Organisationen die Berichterstattung über ihr Wirken, indem er ihnen eine Art Leitschnur an die Hand gibt. Das Ergebnis: eine umfassende Dokumentation der Arbeit und von deren Wirkung.
Die Castringius Stiftung wird sich mit der SRS 2014 gemeinsam mit ausgewählten Förderprojekten intensiv befassen und ihn erproben. Mehr über diesen Prozess erfahren Sie in einem der nächsten Newsletter.
www.phineo.org
www.seakademie.de
Auch unter www.kinderstiftenzukunft-muenchen.de finden Sie in der Dokumentation des Kongresses 2013 eine Präsentation der Social Entrepeneurship Akademie zum Download.
Im Rückblick: Kinder.Stiften.Zukunft. München
München wird inklusiv!

"KSZ"-Moderator Wolfram Kons.
Inklusives Engagement von Non-Profit-Organisationen, Stiftungen, Beiräten und Unternehmen für Kinder und Jugendliche wirksam vernetzt!
Einer der Höhepunkte des Jahres war für uns der nunmehr dritte Kongress Kinder.Stiften.Zukunft. München. Knapp 200 Vertreter von Stiftungen, gemeinnützigen Organisationen, Unternehmen und Social Entrepeneurs widmeten sich einen Tag lang dem Thema "Inklusion und Bildung". Die wechselnden Schwerpunktthemen und das vielfältige Publikum mit seiner geballten Kompetenz machen den Kongress für uns jedes Mal überraschend und spannend.
Wissen vertiefen und Netzwerk erweitern
Der "Guten Morgen Deutschland"-TV-Moderator und Vorstand der RTL-Stiftung Wolfram Kons führte die Teilnehmer mit Energie und Fachwissen durch den langen Tag. Auf dem Programm standen anregende Vorträge, eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, vier praxisbezogene Workshops und die Präsentation der Social Reporting Standards. Dazu gab es einen Marktplatz, auf dem 20 Organisationen und Projekte ihre Arbeit präsentierten. Das Programm wurde auch in diesem Jahr federführend von Martina Münch-Nicolaidis, Geschäftsführerin der Nicolaidis-Stiftung, entwickelt und organisiert. An ihrer Seite und konzeptionell eingebunden ist das Sozialreferat der LH München, vertreten durch Bud Willim. Weitere Kooperationspartner waren die Bertelsmann Stiftung und die HypoVereinsbank.
Weitere Informationen und Inhalte zum Download finden Sie auf der Website www.kinderstiftenzukunft-muenchen.de.
TERMINE, TERMINE
Expertencheck-Sprechstunden
Diese Sprechstunden für Non-Profit-Organisationen sind ein Erfolgsmodell und waren auch 2013 komplett ausgebucht; und so werden wir sie 2014 in bewährter Manier fortsetzen. Veranstalter der Expertencheck-Sprechstunden sind die Castringius Stiftung, das Sozialreferat der LH München, die Stiftung Otto Eckart, unterstützt durch weitere Experten, die Sie von unseren Kongressen kennen.
Termine 2014: 19. Februar, 21. Mai, 23. Juli, 26. November, jeweils von 10:00–12:00 Uhr; die Beratungsgespräche dauern jeweils 30 oder 45 Minuten
Themen:
Gute Ideen und Projekte – doch wie kommuniziert?
Über die Kunst des Marketings im Non-Profit Bereich. Experten: Bud Willim, Isabell Dillmann
Wie ticken Stiftungen?
Nützliches und Notwendiges zum erfolgreichen Stiftungsmittelantrag. Experten: Frank Enzmann, Martin Schütz
Unternehmerisches Handeln – leicht gemacht?
Von der Idee zum Businessplan. Expertin: Martina Münch-Nicolaidis
Facebook, Twitter und Co.
Tipps und Tricks für den Aufbau lebendiger Social Media-Accounts. Expertin: Sofie Langmeier
Informationen unter www.kinderstiftenzukunft-muenchen.de oder schreiben Sie uns unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Freitag, 16. Mai 2014, 14:00 bis ca. 20:00 Uhr
"JuKi – Hier spielt die Musik!" Jugend und Jugendkultur im öffentlichen Raum. Infos und Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!